Ein kleines Weihnachtswunder

Weihnachten steht vor der Tür! Es erinnert uns an die im Lukasevangelium erzählte Geburt des Jesuskindes im Stall zu Bethlehem. Noch in derselben Nacht kommen die Hirten vom Feld herbei, um dem Kind zu huldigen, bald folgen die drei Weisen aus dem Morgenland. Traditionell ist Weihnachten das Fest der Liebe, die heute vorwiegend durch Geschenke ausgedrückt wird. Im Bestreben diese in der Bibel betonte Liebe zum Leben und zu den Menschen greifbar zu machen, besuchte der katholische Religionskurs der Klassen 10 – verstärkt durch drei Schülerinnen des evangelischen Religionskurses – das benachbarte Sophienheim. Im Gepäck hatten wir Spielesammlungen, groß ausgedruckte Weihnachtsliedertexte, Bastelmaterialien, selbstgebackene Butterkekse in weihnachtlichen Formen und bunte Plätzchendeko (inklusive Puderzucker und Zitronen). Anfängliche Berührungsschwierigkeiten durch Hemmungen unsererseits wurden erstaunlich schnell überwunden und es war einfach nur eine Freude zu sehen, wie intensiv die Schüler/-innen sich auf die Bedürfnisse der einzelnen Heimbewohner einließen.

Da wurde die Hand geführt, einfach nach Anweisung gebastelt oder auch ein persönliches Gespräch gepflegt, als hätte man nie etwas anderes getan. In einer Zeit, in der der Jugend häufig Empathie und Einfühlungsvermögen abgesprochen werden, war das ein beredeter Beweis des Gegenteils. Die alten Menschen waren sichtbar glücklich und dankbar, betonten immer wieder, wo sie die Bastelarbeiten aufhängen und wie sehr sie diese in Ehren halten wollen. Die Plätzchen wurden begeistert verziert, oft auch direkt gegessen. Eine Betreuerin wies mich auf einen Herrn hin, der in ein intensives Gespräch mit einem Schüler vertieft war: „Herr….verlässt eigentlich nie sein Zimmer, nimmt an keinen Veranstaltungen teil, spricht mit niemandem und nun schauen Sie sich ihn an! Das ist so toll, so unglaublich!“ Als genau dieser Herr uns allen am Schluss freundlich lächelnd „Frohe Weihnachten!“ wünschte, da hatte ich es gesehen: Ein kleines Weihnachtswunder des Jahres 2023!

Text & Fotos: Dorothea Oppeneiger