Juniorwahl am Goethegymnasium

Zweitstimmen im Vergleich

Nach einem Wahlkampf auf der Überholspur, in dem sich 

Kandidatenduelle, -quadrelle und Wahlarenen aneinandergereiht haben und die Wahlflyer mit Glühwein an die Wähler:innen verteilt worden, ging es letzten Sonntag, am 23. Februar 2025, an die Wahlurnen. Aufgerufen waren knapp 59 Mio. Wahlberechtigte ab 18 Jahren. 

Vor dem eigentlichen Wahltermin wählten am Mittwoch jedoch zuerst einmal die Klassenstufen 9, 10, 11 und 12 des Goethegymnasiums bei der Juniorwahl zur Bundestagswahl. 

Die Wahlbeteiligung am Goethegymnasium lag bei 67,6% und  fiel damit weitaus geringer aus als die der Bundestagswahl mit 82,5%. Insbesondere die AfD vermochte es bei letzterer, die Gruppe der Nichtwähler anzusprechen und zu mobilisieren (ca. 1,8 Mio.). Darüber hinaus konnte sie insbesondere ehemalige Wähler der Ampelparteien hinzugewinnen sowie in der Altersgruppe der 18 – 24 Jährigen das zweitbeste Ergebnis (21%) hinter der LINKSPARTEI (27%) generieren. 

Die Partei, die von der wahlberechtigten Schülerschaft am Goethegymnasium die meisten Zweitstimmen erhielt, war die LINKE mit 41,5%, dahinter lagen die SPD mit 17,4% und die GRÜNEN mit 14,7%. 

Anders als bei der wirklichen Bundestagswahl spielte die AfD bei den Schüler:innen des Goethegymnasiums keine große Rolle (ca. 7,1,%). 

Ähnlich wenig Zuspruch gab es für das BSW und die FDP. Beide Parteien werden nicht Teil des neuen Parlaments sein, was auch dem Wählerwillen unserer Schülerschaft entspricht. 

[Abb. JW Ergebnis GGW/Zweitstimmen]

Das Ergebnis des Goethegymnasiums spiegelt das bundesweite Juniorwahlergebnis bzgl. des Kräfteverhältnisses der Parteien nicht wirklich wieder. Lediglich die LINKE ist jeweils stärkste Kraft. Danach folgen die Union, die SPD und die AfD. 

[Abb. Bundesweites JW Ergebnis]

Die LINKE war auch die Überraschungssiegerin der  gesamten Wahl, denn nach langem Verharren im Umfragekeller konnte sie  ein stabiles Zweitstimmenergebnis von 8,77% einholen. Insbesondere junge Wählergruppen aus städtischen Milieus gaben ihr ihre Stimmen.



(c) Fr. Thaler


Die Erststimme – Wahlkreisstimme für die LINKE

Mit starken 60 Prozent wählte die wahlberechtigte Schülerschaft des GGW den ehemaligen LINKEN Ministerpräsidenten Bodo Ramelow zum Sieger des Wahlkreises Erfurt-Weimar-Weimarer Land II. Dieses Ergebnis spiegelt die realen Verhältnisse wieder, auch wenn Ramelow mit nur 36,8% das Direktmandat gewonnen hat.  Von den insgesamt sieben Thüringer Wahlkreisen ging nur der oben erwähnte an die LINKE, alle anderen wurden von AfD Kandidaten gewonnen. 

[Abb. JW Ergebnis GGW/Erststimmen]


Die blaue Dominanz ist kein Thüringer Phänomen, sondern trifft auf den gesamten Osten Deutschlands zu – egal ob es die Erst- oder Zweitstimme betrifft.

Alle Ergebnisse der Bundestagswahl könnt ihr unter folgenden Links (ARD + ZDF) einsehen:

Gesamtergebnisse (Statistiken) :
https://www.zdf.de/nachrichten/politik/deutschland/bundestagswahl-2025-prognose-hochrechnung-ergebnisse-liveticker-100.html


Wahlkreisergebnisse:
https://www.tagesschau.de/inland/bundestagswahl/wahlkreisergebnisse-karte-bundestagswahl-2025-100.html

Die Union aus CDU/CSU als Wahlgewinnerin wird in den kommenden Tagen Sondierungsgespräche mit der SPD aufnehmen, da es rechnerisch für eine Schwarz-Rote-Koalition reicht. Gespräche mit der AfD hat Friedrich Merz, der Kanzlerkandidat der CDU, ausgeschlossen. Bis spätestens Ostern soll der Koalitionsvertrag fertiggestellt sein bzw. die neue Regierung stehen.

Zuvor aber, spätestens am 25. März, d.h. nach spätestens 30 Tagen nach der Wahl, muss der neue Bundestag zusammentreten. Mit der sog. „konstituierenden Sitzung“ beginnt die neue Wahlperiode. In dieser Sitzung fallen bereits Personalentscheidungen: Die Abgeordneten wählen eine neue Präsidentin oder einen Präsidenten sowie dessen Stellvertreter.

Bis aus den Reihen des Parlaments ein neuer Bundeskanzler gewählt wird und sich die Regierung bildet, bleibt die alte unter Olaf Scholz geschäftsführend im Amt.

Die Sache mit dem Wahlrecht

Laut neuem Wahlrecht gibt es 630 Sitze zu besetzen. Überhangs- und Ausgleichsmandate entfallen. Die Zweitstimme legt bindend fest, wie viele Sitze einer Partei  zustehen („Zweitstimmendeckung“). Dadurch kann es zu dem Phänomen „verwaister“ Wahlkreise kommen. Nämlich dann, wenn eine Partei mehr Direktmandate errungen hat, als ihr laut Zweitstimme Sitze zustehen. Die Kandidaten einer Partei mit den schwächsten Ergebnissen ziehen trotz Sieg im Wahlkreis deshalb nicht in den Bundestag ein. So erging es einigen Abgeordneten der CSU, CDU, der AfD und SPD.

Ob das Wahlrecht noch einmal Anwendung finden wird, ist offen, denn insbesondere die Union will dieses in der kommenden Legislatur verändern. 

Es bleibt wenig Zeit zum Durchatmen

Die neue Regierung wird wenig Zeit haben, sich in den Ministerien und im Kanzleramt einzurichten. Dafür sorgen die multiplen Krisenstände in Deutschland (Wirtschaftskrise und Fachkräftemangel, bezahlbares Wohnen, Verkehr/Infrastruktur, Migration/Integration…), unklare Kräfteverhältnisse und politische Ansichten in der EU (Asyl/Migration; Verteidigungs- und Handelspolitik,  u.a.) und zunehmende Spannungen mit Global Playern wie den USA oder China. 


Die neue Regierungsmannschaft unter einem Kanzler Merz wird weniger als 100 Tage haben, um sich zu bewähren. 

Juliane Thaler i.A. der Fachschaft Sozialkunde