Neues vom Goethe


DEZEMBER 2023

SEPTEMBER 2023

JUNI 2023: Interview mit der Brettspiel-AG


Mai 2023


Wie wurde die Schülerfirma gegründet?

Frau Bunge:Im Jahr 2006 gab es ein Projekt an unserer Schule, in dem es darum ging, wie ein Unternehmen gegründet und vermarktet wird. Nach einjähriger Begleitung durch eine Stiftung sollte das Projekt jedoch wieder beendet und die Gruppe von Schülerinnen und Schülern aufgelöst werden. Die aus 20 Personen bestehende Gruppe entschloss sich, das Projekt fortzuführen. Seitdem gibt es unsere Schülerfirma. Das war Teil meines WR-Unterrichts. 

Was musste getan werden, um dieses Unternehmen zu gründen? Wie groß war der Aufwand?

Frau Bunge: Die Stiftung hat uns unterstützt. Trotzdem war es ein enormer Aufwand. Wir mussten Vereinbarungen mit der Schulleitung schließen, den Raum anmieten, ein Konto finden, Steuern verhandeln. Nach einem dreiviertel Jahr waren wir eine fertige Firma, eine Aktiengesellschaft. Der Förderverein gab uns glücklicherweise ein Unterkonto. Einfach war das nicht, auch wenn es sich vielleicht so anhört. 

Welche Kriterien gibt es bei der Produktwahl? 

Lucas: Es werden immer wieder neue Ideen an die Schülerfirma herangetragen oder von uns selbst konzipiert. Wir schauen dann, wie sich das Produkt weiterentwickeln kann. Kriterien sind der geschätzte Absatz und wie gut wir unsere Vorstellung eines Unikats in dieses Produkt einfließen lassen können, damit der künstlerische Aspekt erhalten bleibt. Wir machen Kunst und sind keine Fabrik! 

Können Vorschläge eingereicht werden? Wie ist das mit Anfragen auf Spezialanfertigungen?

Lucas: Wir sind immer für Ideen offen. Schülerinnen und Schüler können auf uns zukommen und uns ihre Vorschläge sagen. Anfragen auf Spezialanfertigungen dürfen, wie es auch auf unserer Website steht, gern zugesendet werden.

Habt ihr schon neue Pläne für die Zukunft? Neue Produkte und Projekte?

Frau Bunge: Jetzt sind wir erst einmal fertig mit unserem Kinderbuch, das ab sofort gekauft werden kann. Es ist ein Märchen und handelt von einem Ritter, der durch den Wald spaziert. Dazu haben Schülerinnen und Schüler im Kunstunterricht die Bilder gestaltet. Es sind immer noch Aufträge offen. Für ein Geschäft am Frauenplan haben wir Kerzen mit Serviettentechnik hergestellt. Jonas macht die Entwürfe, diese werden ausgedruckt und auf Servietten gebracht, welche wiederum an die Kerzen geföhnt werden. Gerade arbeiten wir noch an weiteren Kerzen für den Tag der offenen Tür, die wir selbst gießen. Wir nehmen jederzeit Aufträge entgegen!

Das heißt, die Warteschlange bei den Aufträgen ist nicht allzu groß? Man wird nicht auf in einem Jahr vertröstet?

Frau Bunge: Wenn wir Aufträge erhalten, setzen wir das, was wir nebenbei machen, nach hinten, sodass wir den Auftrag schnell erfüllen können. 

Wie viele Mitglieder seid ihr gerade?

Lucas: Im Moment sind wir zu zehnt. 

Habt ihr Arbeitsverträge? 

Frau Bunge: Alle haben Arbeitsverträge, bekommen Gehalt, haben einen Anspruch auf festen Urlaub und jeder, der hier für ein Jahr gearbeitet hat, erhält ein Zertifikat. Man kann zusätzlich bestimmen, ob der Lohn ausgezahlt oder in eine Gemeinschaftserlebnis oder eine Tierpatenschaft gesteckt werden soll.

Warum primär die Tierpatenschaften?

Frau Bunge: Wir möchten den Zoo damit unterstützen. Die Patenschaft bietet die Chance auf eine tolle Führung und seltene Nähe zu den Tieren. Außerdem erhält man eine Urkunde. Es macht uns allen großen Spaß. 

Leonid: Und wir durften auch schon im Zoo unsere Ware verkaufen. 

Was zeichnet eure Schülerfirma aus? Warum ist gerade diese eine der besten Deutschlands?

Leonid: Wir wurden von der Nixdorf-Stiftung ausgezeichnet. Nachdem wir Landessieger Thüringens geworden waren, ging es in die Bundesrunde. Wir sind sehr gut organisiert und arbeiten bestens zusammen. 

Lucas: Die große Pressearbeit, der Online-Shop und die eigene Website kamen hinzu. 

Frau Bunge: Außerdem spielte das Thema Nachhaltigkeit eine Rolle. Wir müssen immer wieder nachweisen, dass wir als Schülerfirma nachhaltig arbeiten. Die von uns gegossenen Kerzen bestehen beispielsweise aus alten Kerzenresten. Wir fragen Mitglieder und Schüler, ob sie Kerzenreste übrighaben und benutzen diese dann. Die alten Kerzen sollen nicht weggeschmissen werden.

Wo seht ihr die Schülerfirma in 10 Jahren?

Frau Bunge: Ich werde in zehn Jahren nicht mehr da sein. Ich habe mich erkundigt, ob ein Lehrer meinen Posten übernehmen möchte. Doch momentan ist keiner daran interessiert, weil der Zeitaufwand so enorm ist. Wir sind manchmal an Wochenenden den ganzen Tag unterwegs und mussten auch schon häufig vorarbeiten. Somit wird es die Schülerfirma in zehn Jahren möglicherweise nicht mehr geben. Es sei denn, es findet sich eine engagierte Person aus dem Kollegium…

Frage an die Mitglieder: Warum seid ihr hier? Was ist eure Motivation? Was nehmt ihr mit aus der Arbeit in der Schülerfirma?

Leonid: Als uns Frau Bunge in der neunten Klasse in Kunst unterrichtete, stellte sie sich neben mich und sagte: „Du kannst doch gut schreiben, oder?“. Ich bejahte und seitdem bin ich dabei. Es ist auch ein sozialer Aspekt, der mich hier behält, zum Beispiel die regelmäßigen Treffen mit den anderen. Mitnehmen konnte ich unter anderem HTML- und CSS-Kenntnisse, die nötig waren, um die Website zu programmieren. Dazu wäre ich sonst nie gekommen. 

Lucas: Die Schülerfirma hat mich zu vielem Neuen gebracht. Ich habe den Onlineshop gegründet, viele Kontakte gemacht, Pressearbeit kennengelernt. Die Schülerfirma hat mich über einen großen Zeitraum meiner Schulkarriere begleitet. Ich war sogar mal Geschäftsführer. 

Marie-Sophie: Ich habe die Projekttage im letzten Schuljahr hier verbracht. Mir geht es um das Gesellige, die Arbeit mit Leuten aus anderen Klassen. Und ich habe schon viel Neues kennengelernt.

Jonas: Ein Freund hat es mir empfohlen. Für mich ist es eine Ablenkung vom Alltag. Hier kann ich meine Kreativität ausleben; das habe ich gesucht, gefunden, und genau das hält mich weiterhin hier. 

Wir danken allen recht herzlich für das Interview! 

Wer jetzt Interesse bekommen hat, kann sich gern mit den Mitgliedern der Schülerfirma in Verbindung setzen und einfach mal hinein schnuppern. Treffpunkt ist immer Donnerstagnachmittag nach der achten Stunde im Raum 220. Es ist für alle etwas dabei: Die drei Abteilungen Marketing, Produktion und Finanzen decken viele Interessen, Kompetenzen und auch erste Berufserfahrungen ab.